Was war die Klangwelt im Wien des frühen 20. Jahrhundert? Wie wurde Gustav Mahlers Musik zu seinen Lebzeiten gespielt und wie erlebte der Komponist die turbulenten geschichtlichen Ereignisse seiner Epoche?
Auf Wiener Originalinstrumenten aus der Zeit um 1900 erweckt das neu gegründete Grandhôtel Orchestra Toblach unter der Leitung von Philipp von Steinaecker die Musik der Jahrhundertwende zu neuem Leben – und lädt im September 2020 zum weltweit ersten Festival, das dem Originalklang von Mahlers Musik nachspürt.
Ma(h)lerisches Toblach
Im wunderschönen Toblach, umgeben von hohen Gipfeln, dichten Wäldern und türkisgrünen Bergseen, schrieb Gustav Mahler während der Sommermonate der Jahre 1908 bis 1910 seine letzten monumentalen Symphonien. Genau an diesem geschichtsträchtigen Ort mitten in den Südtiroler Dolomiten begibt sich das Grandhôtel Orchestra Toblach auf eine einzigartige Spurensuche: Gemeinsam mit Experten aus unterschiedlichsten Disziplinen wird es das Schaffen Gustav Mahlers an einer seiner eindrücklichsten Wirkstätten beleuchten und erfahrbar machen. Heimat des Klangkörpers ist das namensstiftende Grand Hotel Toblach, das 1877 als Feriendomizil erbaut wurde und schon bald nach seiner Eröffnung viele prominente Gäste aus europäischen Herrscherhäusern anzog. Heute ist der pittoreske Bau eines der wichtigsten Kulturzentren der Region.
Mahler Revisited 2020 – Grandhôtel Chamber Sessions
Die Premiere des Grandhôtel Orchestra Toblach, das die Musik Mahlers am Ort ihrer Entstehung auf Originalinstrumenten neu erarbeitet, musste wegen der Corona-Krise auf 2021 verschoben werden. Von 7. bis 13. September 2020 werden aber dennoch schon einige der Stimmführer und Studenten des Grandhôtel Orchestra in Toblach weilen. Gemeinsam mit dem Musikhistoriker Clive Brown begeben sich die MusikerInnen auf eine stilistische Zeitreise ins Wien um 1900 und forschen auf den Originalinstrumenten nach den Klängen und Konventionen am Übergang zwischen Gründerzeit und Jugendstil. Auf der Suche nach dem Zeitgeist der späten Donaumonarchie analysieren und proben sie die Kammermusik aus der Generation vor Mahler, seiner Zeitgenossen sowie seiner direkten Nachfolger unter völlig neuen Gesichtspunkten. Das Publikum kann sich auf drei ganz besondere Konzerte freuen!
Das Grandhôtel Orchestra Toblach
Im Grandhôtel Orchestra Toblach musizieren Mitglieder der bedeutendsten Orchester aus den Mahler-Städten Wien, Prag, Budapest, Hamburg, Amsterdam, Ljubljana und New York, darunter auch zahlreiche Musikern aus Süd- und Nord-Tirol sowie aus dem Trentino, gemeinsam mit herausragend begabten Musikstudierenden aus ganz Europa. Zum Orchester selbst gehören Mitglieder des Concertgebouw Orchesters, Wiener Symphoniker, des Budapest Festival Orchestra, Staatskapelle Dresden, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Münchner Philharmoniker, Slovenische Philharmonie, Prague Philharmonia, Gürzenich Orchester, des Mahler Chamber Orchestra, des Chamber Orchestra of Europe, Camerata Salzburg, Artemis Quartett, Leipziger Streichquartett, Düsseldorfer Symphoniker, Deutsche Oper Berlin, West-Eastern-Divan Orchestra, Accademia di Santa Cecilia, The Knights, NDR Elbphilharmonie, Spira Mirabilis, Lucerne Festival Orchestra und weiterer namhafter Klangkörper. Geleitet wird das Grandhôtel Orchestra Toblach von Philipp von Steinaecker.
Authentische Instrumente
Das Grandhôtel Orchestra Toblach wird von der Stiftung „Euregio Kulturzentrum Gustav Mahler Toblach Dolomiten” getragen. Die Stiftung baut eigens für dieses Projekt eine einzigartige Instrumentensammlung auf und vereint so das historische Instrumentarium des Wiener Hofopernorchesters zur Direktionszeit Mahlers wieder an einem Ort. Damit die neuesten Erkenntnisse zur historischen Aufführungspraxis in Wien zwischen 1890 und 1910 in die Arbeit der Musiker einfließen können, arbeitet die Stiftung eng mit dem führenden Spezialisten Prof. Dr. Clive Brown sowie mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Innsbruck unter der Leitung des Mahler-Experten Prof. Dr. Federico Celestini zusammen.
Künstlerische Leitung
Leiter und Kurator des Grandhôtel Orchestra Toblach und des Originalklangfestivals Mahler Revisited ist Philipp von Steinaecker, der sich als Erster Gastdirigent der Slowenischen Philharmonie, als Assistent von Claudio Abbado und auch als Cellist im Lucerne Festival Orchestra seit Jahren mit der Musik Mahlers auseinandersetzt. Durch seine langjährigen Erfahrungen mit Originalklang-Ensembles und als Assistent von Sir John Eliot Gardiner ist ihm die Beschäftigung mit historischer Aufführungspraxis seit vielen Jahren ein besonderes Anliegen.
Philipp von Steinaecker ist Gründungsmitglied des Mahler Chamber Orchestra und war Künstlerischer Leiter der Mahler Academy Bozen. Darüber hinaus hat er Orchester wie das Schwedische Rundfunkorchester Stockholm, den Maggio Musicale Fiorentino, das Gürzenich Orchester Köln, das Residentiee Orkest Den Haag, das Mahler Chamber Orchestra, das Haydn Orchester von Bozen und Trient, die Camerata Salzburg, das Scottish Chamber Orchestra und das Tokyo Metropolitan Orchestra dirigiert.
Namhafte UnterstützerInnen
Das Grandhôtel Orchestra Toblach und das Mahler-Originalklangfestival bauen auf ein Netzwerk an prominenten Unterstützern und Befürwortern. So gehört dem Beirat beispielsweise auch Dirigent Daniel Harding an, der die Idee des Projekts sehr begrüßt:
Programm
I. Allegro assai appassionato
J. Brahms: Streichquartett op. 52 Nr. 2: II. Andante moderato
J. S. Bach / F. David: Brandenburgisches Konzert Nr. 4 BMV 1049
J. Brahms: Erste Serenade op. 11 (Urfassung)
G. Mahler: Klavierquartett
J. Brahms: Klarinettenquintett op. 115
F. Schreker: Der Wind
L. Janáček: Bläsersextett Jugend
A. Webern: Fünf Sätze für Streichquartett op. 5
Musiker des Grandhôtel Orchestra Toblach auf Originalinstrumenten